Nachfolgesituation in Deutschland II

 Friedel Mies
 23.04.2024

Verlierer oder Gewinner

Branchenseitig wurde in einigen Sparten ein leichter Rückgang der Unternehmensnachfolgen verzeichnet. Das ist vornehmlich in denjenigen Branchen der Fall, die massiv durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie eingeschränkt worden sind, beispielsweise Dienstleister mit engem Kundenkontakt. Demgegenüber gleicht jedoch ein Anstieg von Transaktionen in Feldern, die weniger stark von der Pandemie betroffen sind, die geringe Abnahme in diesen Feldern aus. Mit der allmählichen Beruhigung der Hochphase der Pandemie Mitte des Jahres 2021 nahmen auch die Deal-Aktivitäten zu. Der große Wendepunkt kam im Juni 2022, als die Zinswende, beginnend mit der Zinsänderung der Notenbanken, die Märkte verunsicherte. Nicht zuletzt spiegelt sich die prekäre Lage auch in den steigenden Unternehmensinsolvenzen wider: die deutschen Amtsgerichte meldeten im November 2022 rund 20% mehr Insolvenzen als im Jahr 2021. Am stärksten betroffen war der Branchenzweig Bau und Handwerk mit insgesamt 237 Unternehmensinsolvenzen im Wirtschaftsjahr 2022, gefolgt von der Handelsbranche mit 207 angemeldeten Verfahren.

Die Nachfolgewelle rollt weiter

Abgesehen von der Transaktionsfrequenz ist auch die Anzahl an Unternehmen, die vor der Übergabe stehen, eine wichtige Größe im Hinblick auf die Nachfolgelandschaft in Deutschland. Laut Schätzungen des Instituts für Mittelstandforschung (IfM) stand im Zeitraum von 2018 und 2022 für rund 250.000 Unternehmen mit etwa 2,4 Millionen Beschäftigten eine Übergabe an. Die jüngste Hochrechnung, die sich auf eine Zeitspanne von 2024 bis 2026 bezieht, kommt zum Ergebnis, dass in naher Zukunft sogar 270.000 Unternehmen die Nachfolgeregelung anstoßen müssten. Das macht einen Anstieg von mehr als einem Viertel im Vergleich zu der zuvor betrachteten Fünf-Jahres-Periode aus.

Fortsetzung folgt:
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